Die Amerikanische Revolution als europäisches Medienereignis
2012
„Die Amerikanische Revolution wurde überall in Europa von Medien thematisiert – sie war ein „europäisches Medienereignis“ (Frank Becker) Der Meinungskampf über die Ereignisse in der englischen Kolonie förderte und spiegelte die Medien der Aufklärung in Europa. „Die Declaration of Independence wollte nicht nur die Interessen der amerikanischen Kolonisten, sondern grundlegende Rechte aller Menschen statuieren. Sie wandte sich explizit an die Menschheit als Publikum, vor dem die Aufständischen ihr Vorgehen rechtfertigten und auf dessen Beifall und Zustimmung sie hofften. (…) Wie geschickt die amerikanischen Patrioten auf der Klaviatur der öffentlichen Berichterstattung zu spielen vermochten, demonstrierte auch jenes Ereignis, das bis zum heutigen Tag als Auftakt des Unabhängigkeitskampfes gilt: die Boston Tea Party. Um ihren Widerstand gegen die britische Steuerpolitik zum Ausdruck zu bringen, veranstalteten die Patrioten eine spektakuläre Aktion: als Mohawks verkleidet stürmten sie Handelsschiffe der Ostindischen Kompanie und warfen deren Ladung, mehrere hundert Teekisten, über Bord. Damit war eine „unerhörte Begebenheit" geschaffen worden, wussten vor allem die Journalisten der Boston Gazette zu berichten, die an der Vorbereitung maßgeblich beteiligt waren, ein Ereignis, dessen Kunde sich wie ein Lauffeuer verbreitete. (...) Die Boston Tea Party ... brachte als performativer Akt die Deutung des Konflikts durch die amerikanische Seite in schlagender Weise zum Ausdruck: Der Indianer als das zeitgenössische Symbol für Amerika wehrte sich gegen die Zumutungen der britischen Handelspolitik.” (Becker)
Die Ereignisse des Unabhängigkeitskriegs wurden mit Kupferstichen, Holzschnitten und Radierungen reich bebildert. Im deutschen Sprachraum hielten sich die Zeitungen bei der Kommentierung eher zurück. Der Hamburgische Unpartheyische Korrespondent (verkaufte Auflage 20.000 Stück) brachte über Monate in fast jeder Nummer Artikel und Analysen. Die Hamburger Kaufleute waren auf gute Informationen angewiesen, weil die Kriegsereignisse auf Geschäftsaussichten, Handelswege und Preisentwicklung Einfluss nahmen.
Becker: „Die politische Wirkung der Berichterstattung über die Amerikanische Revolution dürfte weniger in einer Förderung bestimmter Positionen und Standpunkte, als vielmehr in einer Gewöhnung an die Thematisierung von Fragen der internationalen Politik und des Staatsaufbaus in der Öffentlichkeit bestehen.”
Anders in Frankreich, dessen Kriegseintritt 1778 den Sieg der Vereinigten Staaten ermöglichte. Als Benjamin Franklin im Frühjahr 1778 in Paris mit dem Aufklärer-Philosophen Voltaire zusammentraf, hatte das große symbolische Bedeutung: Der greise Voltaire schien die Fackel der Aufklärung und des Fortschritts an Franklin weiter, jenes Mannes, der mit seiner Erfindung des Blitzableiters die Macht der Götter entzaubert hatte. Franklin-Porträts wurden in ganz Europa zur „Marke“ für die Sympathie mit der Sache der amerikanischen Freiheitskämpfer.
Ein Verbindungsglied zur Französischen Revolution war Generals Gilbert de Lafayette (1757–1834). Im Sommer 1777 griff er mit einer Freiwilligentruppe in den Krieg gegen England ein und wurde bei seiner Rückkehr 1781 mit einem großen Triumphzug in Paris gefeiert. Acht Jahre später brachte nach amerikanischem Vorbild eine Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte in die neue französische Nationalversammlung ein.
Quelle: Becker, Frank: Die Amerikanische Revolution als europäisches Medienereignis, in: Europäische Geschichte Online (EGO), hg. vom Institut für Europäische Geschichte (IEG) http://www.ieg-ego.eu/beckerf-2010-de (2012-05-19)
siehe auch: Die Französische Revolution als Medienereignis M-G-Link
Mode als europäisches Medienereignis M-G-Link
|