Vor Darwin: James Hutton und die Ursprünge der Evolutionstheorie
2018
Der erste Naturforscher, der wissenschaftlich erklären konnte, dass die Erdgeschichte deutlich länger gewesen sein muss als die biblische Schöpfungsgeschichte (mit ihren 5000 Jahren bis Christi Geburt), war der Schotte James Hutton. Der wunderte sich zum Beispiel darüber, dass man Fossilien von Muscheln in tieferen Erdschichten fand, nicht aber nicht überall an der Oberfläche. Und wie konnte es an der Erdoberfläche Kalkstein-Ablagerungen geben, wenn der wasserlösliche Kalk sich in jedem Ur-Meer sofort aufgelöst hätte? Um die Schichtung von Felsformationen zu erklären, nahm er an, dass die Erde mindestens etliche Millionen Jahre alt sein musste. Hutton entwickelte die Hypothese, dass solche Ablagerungen in Jahrmillionen entstehen. Charles Darwin hat am Tag vor seiner Abreise mit der „Beagle" ein Buch über die Theorie Huttons geschenkt bekommen.
Für die bibeltreue Mehrheit der Wissenschaftler stand fest, dass Gott die Erde genau im Jahr 4004 vor Christus geschaffen haben musste nach den Angaben der Bibel. Hutton kannte Benoit De Maillet, der 1748 in Amsterdam eine stark spekulative Vision eines zyklischen Entstehens und Vergehens vom Leben auf der Erde und der geologischen Entwicklung der Erde veröffentlicht hatte. Landleben entstand danach durch Austrocknung der Meere, Vorläufer der Menschen waren Meermänner und -frauen. Gesteine entstehen nach Mailllet durch Sedimentation im Meer. Das Alter dieser Erdformation berechnete de Maillet aus der Höhe der Berge und kam auf mehrere Millionen Jahre. Hutton tat diese Idee einer generellen Evolution als „romantic fancy of a Telliamed" ab. „Telliamed“ ist die Kehrform des Namens de Maillet.
Huttons Buch „Theory of the Earth" war 1785 erschienen. Im Jahr 1794 (also 65 Jahre vor Darwin) hatte er ein 2000 Seiten dickes Buch „An Investigation of the Priniciples of Knowledge“ veröffentlicht, in dem es heißt: „Wenn ein Körper nicht an die Umstände seiner Lebenserhaltung und Vermehrung angepasst ist, dann werden - unter Berücksichtigung der unbegrenzten Variationen von Individuen dieser Art - jene, die am meisten von der bestangepassten Konstitution abweichen, am wahrscheinlichsten zugrunde gehen. Und jene, welche die beste Konstitution aufweisen, werden weiter bestehen und die Individuen ihrer Rasse vermehren." Zu diesem Schluss kam Hutton auf der Grundlage von Züchtungsexperimenten mit Tieren und Pflanzen.
Auch die schottischen Forscher Patrick Matthew und William Charles Wells haben sich Anfang des 19. Jahrhunderts solche Gedanken gemacht wie Hutton. Alle drei - Darwin, Matthew und Wells - waren in Edinburgh ausgebildet worden, also in der Stadt, in der Hutton lebte.
Darwin hatte in seinem 1859 erschienenen Grundwerk „Von der Entstehung der Arten" auch auf Studien von George Sinclair berufen, dem Gärtner des Duke of Bedford, der versucht hatte, die Menge und Qualität von Nahrungspflanzen für Tiere zu steigern.
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